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Donnerstag, 12. Juli 2012

Britischer Journalist: In Libyen herrscht Massenmord und Folter

In den westlichen Medien wurde viel über die libyschen Wahlen berichtet. Die Berichte waren durchwegs positiv und es wurden uns glückliche Menschen in Libyen vorgegaukelt. Natürlich war keiner dieser Journalisten vor Ort. Unterzeichnet wurden die Artikel mit den Kürzeln der Presseagenturen.

Andrew Malone (links) mit Photograph
Ein Journalist ganz anderen Kalibers ist Andrew Malone von der britischen Tageszeitung "The Daily Mail". Er war schon während des Krieges in Libyen und besuchte es erneut, um sich selber ein Bild von den derzeitigen Zuständen zu machen. Andrew Malone erwartete sich das Glück der Freiheit in Libyen vorzufinden, doch ihm begegnete nur das blanke Grauen. Hier nun eine Zusammenfassung seines Berichts:

Die Gebäude der Stadt Misrata sind durchlöchert von Kugeln und Panzergranaten. Aber Geschäfte und Cafés sind geöffnet und es gibt Vergnügungsparks für Kinder. Viele Familien genießen wieder das Meer. Doch es gibt eine Strecke am Strand wo sich niemand hinwagt, genannt Funduq al-Jannah, das Heaven Hotel. An diesem Ort wurden Tausende von Libyer in kaltblütiger Rache abgeschlachtet.

Jeder in Misrata kennt die traurige Geschichte, doch von den westlichen Journalisten war noch niemand vor Ort. Bis Malone ihn letzte Woche besuchte und die erschütternden Details vernahm, was am Heaven Hotel wirklich geschah.

Den Gefangenen wurde gesagt, sie würden zum Verhör geführt. Das war eine Lüge. Sobald die Gefangenen ankamen, begann das Morden. Die Hände der Soldaten wurden mit Kabelbindern verschnürrt. Die einen Rebellen hielten sie an den Beinen fest, die anderen schnitten ihnen die Kehle mit Bajonetten durch. Danach wurden sie verbrannt oder in Massengräbern mit Sand zugedeckt. "Ich weiß nicht, wieviele so hingerichtet wurden, aber es müssen über Tausend gewesen sein", so einer der Rebellen.

Als Andrew Malone die Gegend untersuchte, fand er aber nicht nur Soldatenausrüstung. Er fand auch ganz normales Schuhwerk und sogar Flip-Flops, was darauf schließen lässt, dass nicht nur Soldaten hingerichtet wurden.

Ein großer Teil der Getöten stammt aus Tawergha, wo einst verschiedene Rassen in friedlicher Koexistenz miteinander lebten. Die Stadt ist heute ethnisch gesäubert. Milizen fuhren regelmäßig nach Tawergha um auch noch den letzten Schwarzen auszuschalten. Ihre Geschäfte und Häuser wurden mit Graffiti besprüht: "Schwarze Hunde" oder "Wir dulden keine Schwarzen hier."

Eine Gruppe von "Freiheitskämpfern" erzählten Malone, wie sie hier gebrandschatzt und geplündert hatten. "Eine schwangere Tawergha kickten wir in den Bauch. Sie schrie: "Ich könnte eure Mutter sein", worauf ich antwortete: "Ich bin nicht der Sohn einer schwarzen Hure."
Zum Schutz vor den Milizen wurden rund 25000 Tawergha in Flüchtlingslager gesperrt, die eher Gefängnissen ähneln. Doch nichtmal das schützt die Schwarzen vor übergriffen. So wurde erst kürzlich in Tripolis  von den Männern aus Misrata ein Lager überfallen und das Feuer eröffnet. 1700 Tawergha kamen ums Leben.

Medizinische Hilfsorganisationen weigern sich schon längst in Misrata zu arbeiten. Gefangene wurden ihnen gebracht um sie am Leben zu halten. Sobald sie wieder einigermaßen fit waren, wurden sie abgeholt und erneut gefoltert.

Die Wahrheit ist, der Sturz Gaddafis und die Ernennung einer Übergangsregierung hat zur blanken Anarchie geführt. Amnesty International warnte diese Woche, das Land ist im Würgegriff von hunderten Milizen, die glauben über dem Gesetz zu stehen. Willkürliche Festnahmen, Inhaftierung und Folter bis zum Tod sind die Folge. Ganze Familien werden zwangumgesiedelt oder getötet.

In Sirte, der Geburtsstadt Gaddafis, haben die Menschen endgültig die Nase voll. Ein Einwohner: "Die Menschen lieben Gaddafi immer noch, aber sie sind verängstigt. Milizen kommen täglich hierher und holen sich die Leute von der Straße. Sie sagen, sie kommen zu uns um Waffen zu finden, doch sie wollen einfach nur foltern und töten."

Quelle: The Daily Mail

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